Was Steine, Totholz oder Wildblumen dem Kirschlorbeer voraushaben. Die Grünen hatten in Buttenwiesen einen Experten eingeladen
Die Vielfalt verschwindet. In Deutschland gibt es nur noch ein Prozent ursprüngliche Äcker, nur sieben Prozent der Gewässer sind in ökologisch gutem Zustand. 25 Prozent der Insekten sind im Vergleich zum Jahr 1980 zurückgegangen. Dabei müssten 80 Prozent der tierischen Biomasse aus Insekten bestehen. Denn die Vielfalt der Natur in Deutschland steckt in 600 Wildbienenarten, 3000 Nachtfalter- und 173 Tagfalterartenarten, 1000 verschiedenen Wanzengattungen, 7000 Fliegen- und Mückenarten, 80 Großlibellen- und 6000 Käferarten.
David Seifert machte bei seinem Vortrag in Buttenwiesen klar, dass es höchste Zeit ist, dem Schwund der Arten gegenzusteuern. Auf Einladung der Ortsverbände Buttenwiesen und Wertingen-Zusamaltheim von Bündnis 90/Die Grünen zeigte der Naturgartenexperte aus Pörnbach bei Ingolstadt Möglichkeiten auf, der Vielfalt wieder mehr Raum zu verschaffen. 50 Interessierte waren aus dem ganzen Landkreis nach Buttenwiesen ins Sportheim gekommen, um sich von Seifert Tipps zum Gestalten ihres Gartens als vielfältigem, natürlichem Lebensraum zu holen.
Maria Hagl, Grünen-Vorsitzende aus Buttenwiesen war es ein Anliegen, aufzuzeigen, wie in den heimischen Gärten Artenvielfalt, Umweltschutz und Ressourcenschonung möglich sind. Dieses „Netz des Lebens“, wie es David Seifert nannte, kann in jeder Ecke des eigenen Gartens gesponnen werden mit einem „integrativen Ansatz zwischen Mensch und Natur“. Jede Insektenart hätte ihre eigenen Bedürfnisse, die abhängig seien von der jeweiligen Futterpflanze. Fehle diese im Garten, so werde es das Insekt dort nicht geben. 90 Prozent unserer Insekten seien auf heimische Pflanzen angewiesen – „die haben nichts vom Kirschlorbeer“, zeigte Seifert ein Negativbeispiel auf.
Er propagiert zusammen mit anderen Naturgärtnern den so genannten Drei-Zonen-Garten, wie er ihn selbst in seiner Heimat betreibt. Er besteht aus einer Pufferzone, die aus einer Hecke oder einem Naturzaun aus heimischen Hölzern besteht. Eine Hotspot-Zone – das kann eine Wildblumenwiese sein – fördert die Artenvielfalt. Dritter Bereich ist eine Ertragszone, ein Nutzgarten, der nach Art der Permakultur bewirtschaftet wird. Drei-Zonen-Gärten, bezeichnen die Naturgarten-Spezialisten als „Hortus“, in dem sich jede Zone gegenseitig bedingt und somit auf dem Einsatz von gekauftem Dünger verzichtet werden kann.
Der Hortus muss nicht in Gänze umgesetzt werden, betonte Seifert in seinem Vortrag. Schon kleine Bereiche im Garten, wie etwa ein Totholzhaufen, ein Teich oder Sumpfbeet, ein Sandarium, eine Dachziegel- und Natursteinmauer oder ein Magerbeet könnten zur Artenvielfalt beitragen und Leben für bestimmte Insekten und Kleintiere möglich machen.
Um das Thema Rasen entspannte sich eine Diskussion. Referent Seifert plädiert für einen Rasen aus Wildkräutern, wie er früher im Garten von Oma und Opa üblich war. Er könne zwei- bis dreimal im Jahr gemäht, dürfe aber nicht gemulcht werden, weil sonst nachwachsende Blumen und Kräuter ersticken.