Hochwasserschutz allein reicht nicht

In der aktuellen Diskussion um den Hochwasserschutz sieht sich die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Wertingen in ihrer Meinung bestätigt, dass dafür noch mehr getan werden muss. „Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus“, denkt Fraktionsvorsitzender Peter Hurler nach den verheerenden Überflutungen im Stadtgebiet entlang der Zusam und Laugna. In einer Pressemitteilung erklärt die Fraktion der Grünen, dass seit den gravierenden Starkregenereignissen im Juni 2021 einige bauliche Maßnahmen umgesetzt wurden. So sei der Bau eines weiteren Regenüberlaufbeckens im Marienfeld erfolgt. Und in Hohenreichen sollen Feldwege für den Rückhalt von Wasser höher gelegt werden, entsprechende Planungen laufen.

Der Hochwasserschutz greife dennoch zu kurz. „Weitere Maßnahmen an der Zusam zwischen Wertingen und Roggden sind notwendig“, denkt Peter Hurler an eine durchgehende Renaturierung des Flusses in diesem Bereich. Der Zusam müsse mehr Platz gewährt werden, damit sie wieder Mäander bilden könne und Flächen für eine Überflutung zur Verfügung hat. Dafür müssten schon jetzt Grundstücke getauscht werden. Hurler: „Wenn wir ein Ereignis, wie das vergangene verhindern oder mildern wollen, müssen aber auch viele Oberlieger an Zusam und Laugna ihre Hausaufgaben machen,“ fordert der Fraktionsvorsitzende.

Angesichts des Klimawandels würden sich derartige Unwetter häufen. Diesmal liege die Ursache des Unglücks nicht im Starkregen, sondern im kontinuierlichen Regen über mehrere Tage hinweg. Ungeheure Wassermassen seien vom Himmel gekommen, so dass die Gewässer und der Boden nichts mehr aufnehmen konnte. Die Erderhitzung spielte dabei eine zentrale Rolle: „Je wärmer die Atmosphäre wird, desto mehr Wasser kann die Luft aufnehmen.“ Das heiße, dass ein hundertjähriges Hochwasser kein hundertjähriges mehr ist, sondern häufiger vorkommen wird. „Deshalb müssen wir viel mehr auf Renaturierungen und Retentionsräume für und an Gewässern zweiter und dritter Ordnung setzen“.

Hurler kritisiert in diesem Zusammenhang das Wasserwirtschaftsamt, das wegen Personalmangels bereits geplante Maßnahmen im Wertinger Raum zurückgestellt hat. Deshalb habe der Stadtrat machtlos zusehen müssen, wie der Hochwasserschutz in Wertingen ins Stocken geraten sei. Wie Landrat Markus Müller hält auch Hurler dagegen die Diskussion um den Bau von Flutpoldern für zweitrangig. Beim jetzigen Hochwasserereignis hätten die großen Polder an der Donau nichts bewirkt, meint Hurler. Viel wichtiger seien Maßnahmen an kleineren Gewässern wie Zusam und Laugna. Der Klimaschutz müsse in den Kommunen weiter Vorrang haben. Wertingen habe ein Klimakonzept erstellt, jetzt gelte es, dies mit Nachdruck umzusetzen. Ein Problem sei auch die ungebremste Versiegelung von Flächen.